Biennale: Uraufführung von Luigi Nonos „Fucik“ mit den Münchner Philharmonikern

06.05.2006

Abendzeitung

Zerklüftet-schöne Bläsermelodien, harte Schlagzeug-Attacken und dann wieder konzentrierte Stille: Die Münchner Philharmoniker proben ein Werk des 1990 verstorbenen Luigi Nono, das der Dirigent Peter Hirsch im Nachlass des italienischen Avantgarde-Komponisten entdeckt hat.
„Man kann nur spekulieren, warum Nono sein ‚Fucik‘-Projekt 1951 nach dem ersten Teil abbrach und sich nie um eine Uraufführung bemühte“, sagt Hirsch. „Das gesamte Frühwerk kam in Deutschland heraus. Vielleicht sah er keine Chance für eine Uraufführung eines Werks über einen tschechischen Kommunisten.“
„Fucik, Teil 1“ ist ein Orchesterstück mit Sprechstimme. Ein Schauspieler liest aus den „Reportagen unter dem Strang geschrieben“ des tschechischen Widerstandskämpfers Julius Fucik, der 1943 von den Nazis in einem Prager Gefängnis ermordet wurde.
Ein Jahr nach der Komposition trat Nono in die italienische KP ein. „Er wolllte an etwas glauben“, meint Hirsch, der 1985 in Mailand mit Nono dessen Spätwerk „Prometeo“ einstudierte und abwechsend mit Claudio Abbado dirigierte. „Nonos politische Musik ist nicht vordergründig-appellativ.“ „Fucik“ beginnt mit einer langen Orchestereinleitung. Der Rhythmus der ersten Worte des verhörenden Gestapo-Mannes wird vom Orchester aufgegriffen und später in einem Schlagzeugsolo verarbeitet. „Die Musik ist jedoch nie illustrativ“, sagt Hirsch. Das Stück endet mit Fuciks Abschiedsworten an seinen Vater und seine Mutter. „Das ist vielleicht ein innerer Grund, wieso Nono das Werk abbrach. Was soll nach solch einem Testament noch kommen?“

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