Zimmermann: Sinfonie in einem Satz

01.10.2016

WDR Sinfonieorchester Köln/Peter Hirsch (Wergo)

The first version of Zimmerman’s Symphony in One Movement was premiered, unsuccessfully, in 1951. It was extensively revised, the rougher edges smoothed over and the orchestration simplified – though conductor Peter Hirsch makes a persuasive case for the original’s boldness in his sleeve notes. It’s an extraordinary work, a 20-minute rhapsody containing music of delicate beauty and sheer naked terror. Most striking are the parts for obbligato organ and piano – Hirsch comparing the former’s first entry to “the crash of a meteorite”. Zimmermann bravely justified the symphony’s pessimism, arguing that it wasn’t his fault that he was composing in the aftermath of “an apocalyptic storm”. And it isn’t depressing music – I was left feeling shaken, stirred but invigorated.

The Concerto for String Orchestra was composed in the 1940s, a reworking of an an earlier string trio. Zimmermann’s three movements last barely twelve minutes, but it’s a rewarding, accessible work. Disquieting, yes, but intensely lyrical in places, with a heartbreaking slow movement and an exciting, motoric finale. If Zimmermann possessed a lighter side, it’s better displayed in the two ballet suites which fill the rest of the disc. Giostra Genovese and Musique pour les soupers du Roi Ubu contain deliciously unhinged music. The former reworks 16th and 17th century folk dances. Stravinsky’s Pulcinella must have been a model, the lute and guitar writing also suggesting Agon. Zimmermann flips between pious respect and cheeky parody. We segue from a subdued pavane by Gibbons to a crazed assault on William Byrd. The final movement is hysterical. Roi Ubu is more extreme musically but no less entertaining, a miscellany of famous quotations superimposed on yet more archaic dance movements.

Hirsch’s WDR Sinfonieorchester Köln revel in the craziness. Ear-tickling details emerge again and again – the cowbell and guiro in the second movement are especially telling, before Zimmermann throws in a few seconds of Fifties jazz noodling. There’s a tiny Berceuse which may induce tears of joy. And what a close: a chord nicked from Stockhausen hammered out 631 times, while The Ride of the Valkyries and the March to the Scaffold battle it out over the top. The title, translated, is “Brain-removing march”. My brain struggled but remained in place, just. Stunning, terrifying stuff, superbly performed and recorded – if you buy just one disc of 20th century orchestral music this year, choose this one.

Zimmermann: Sinfonie in einem Satz
WDR Sinfonieorchester Köln/Peter Hirsch (Wergo)

Die erste Fassung von Zimmermanns „Sinfonie in einem Satz“ wurde 1951 uraufgeführt - erfolglos. Sie wurde umfassend revidiert, die rauen Ecken abgemildert, die Instrumentation vereinfacht - doch Dirigent Peter Hirsch argumentiert in seinem booklet-Text überzeugend für die Kühnheit des Originals. Es ist ein außergewöhnliches Werk, eine 20-minutige Rhapsodie voller Musik von delikater Schönheit und nacktem Terror. Überaus überzeugend sind die Stimmen der obligaten Orgel und des Klaviers - Hirsch vergleicht den ersten Eintritt der ersteren mit einem „Meteoriteneinschlag“. Zimmermann verteidigte den Pessimismus der Sinfonie damit, daß es nicht seine Schuld gewesen sei, in der Folge eines „apokalyptischen Sturms“ komponiert zu haben. Und es ist keine trostlose Musik; sie hinterließ mich erschüttert, gerührt und dennoch bestärkt.

Das „Konzert für Streichorchester“ wurde in den 1940er Jahren komponiert, eine Umarbeitung eines früheren Streichtrios. Zimmermanns drei Sätze dauern kaum 12 Minuten, aber es ist ein dankbares, zugängliches Werk. Beunruhigend, ja, aber immens lyrisch zuweilen, mit einem herzzerreißenden langsamen Satz und einem begeisternden, motorischen Finale.Wenn Zimmermann eine leichtere Seite hatte, zeigt sie sich besser in den zwei Balletsuiten, die den Rest der CD füllen. „Giostra Genovese“ und „Musique pour les soupers du Roi Ubu“ enthalten vorzüglich verrückte, „aus den Angeln gehobene“ Musik. Das erste verarbeitet Volkstänze des 16. und 17. Jahrhunderts. Stravinskys „Pulcinella“ war wohl ein Vorbild, die Schreibweise für Flöte und Gitarre lassen an „Agon“ denken. Zimmermann springt zwischen gläubigem Respekt und schamloser Parodie hin und her. Wir gehen von einer gedämpften Pavane von Gibbons unmittelbar über zu einem rasenden Anschlag auf William Byrd. Der letzte Satz ist hysterisch ausgelassen. „Roi Ubu“ ist musikalisch extremer, aber nicht weniger unterhaltsam; ein Gemisch berühmter Zitate überlagert auf archaischen Tanzsätzen.

Hirschs WDR Sinfonieorchester hat seine wahre Freude am Wahnsinn. Das Ohr kitzelnde Details tauchen wieder und wieder auf - Cowbell und Guiro im zweiten Satz sind besonders wirkungsvoll, bevor Zimmermann ein paar Takte geklimperten 50er-Jahre-Jazz hineinwirft. Es gibt eine winzige Berceuse, angetan dazu, Freudentränen hervorzurufen. Und was für ein Schluß: ein von Stockhausen geschnappter Akkord, 631 mal herausgehämmert, während darüber der „Walkürenritt“ und der „Gang zum Schafott“ sich ausfechten. Der Titel lautet „Enthirnungsmarsch“. Mein Hirn hatte zu kämpfen, blieb aber intakt, gerade noch. Überwältigender und beängstigender Stoff; grandios gespielt und aufgenommen - wenn Sie nur eine CD mit Orchestermusik des 20. Jahrhunderts dieses Jahr kaufen, wählen Sie diese hier.

von Graham Rickson

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